Schätze aus der Chronikgruppe: Die Schmiede Becker Teil 2
Der Tagesbetrieb der Schmiede Becker wurde in einem Kassenbuch festgehalten. Dieses ist erhalten geblieben und heute für uns eine bedeutsame historische Quelle. Aus den Aufzeichnungen gehr hervor, dass Carl Becker in der Regel die damals üblichen Schmiedearbeiten (Hufbeschlag, Reparaturen) ausführte, wohl aber auch selbst Häckselmaschinen baute und verkaufte. Denn davon ist in dem umfangreichen Kassenbuch aus jener Zeit, genauer aus der Zeit von 1899 bis etwa 1930, immer wieder die Rede. Die Einnahmen aus der Zeit von 1910 bis 1919 sind allerdings aus unerfindlichen Gründen nicht verzeichnet. Das Buch umfasst 672 Seiten und einen Registeranhang von 50 Seiten. Seine weit mehr als 10.000 einzelnen handschriftlichen Eintragungen von Reparaturen, Einzelanfertigungen, Verkäufen etc. sind in der Regel nach Kunden geordnet. Für die dann die einzelnen erbrachten Leistungen notiert wurden, bis dann auf der Grundlage der Aufzeichnungen eine Jahresrechnung erstellt wurde. Sie geben uns Auskunft über das Leben in Oberbauerschaft vor mehr als 120 Jahren.
Die erste Eintragung im Kassenbuch stammt vom 7. Januar 1899, als Carl Becker für den „Colon Hohmeier No 7“ Pferde beschlagen hatte. Es heißt dort: „2 Pferde gescherft mit 2 neuen Eisen und 8 Grif“, was immer das auch genau heißen mag. Für diese Arbeit kassierte er 3,10 Mk.
Zu den Kunden gehörten in erste Linie die Colone, also Landwirte, ihre Helfer die Heuerlinge oder Neubauern, also kleine Landwirtschaften. Auch andere Handwerker wie Stellmacher, Tischler, Müller, Schumacher zählen zur Kundschaft und auch Gastwirte, Wegewärter und Steinbruchbesitzer. So zählen über 100 Menschen schon 1899 zum Kundenstamm. Der größte Teil der Kundschaft kam aus Oberbauerschaft, aber auch hatte er Zulauf aus Reineberg, Büttendorf und Ahlsen.
Über die weitere Entwicklung der Schmiede Becker gibt unter anderem die Aufstellung der Gewerbebetriebe im Amt Hüllhorst Auskunft: Carl Becker hat am 1. April 1903 einen „Handel mit Fahrrädern und Mähmaschinen“ als Gewerbe angemeldet. Bereits am 20. April 1903 verkaufte er an den „Gastwirth Krans Horsthöhe“ ein „neues Fahrradt“ für den hohen Preis von 170 Mk. Uns noch zusätzlich für das Rad eine „neue Laterne“ für 5 Mk. Wie die anderen Einträge auf der Rechnung für den Wirtshausbesitzer zeigen, war 1903 das Preisniveau eher niedrig. So zeigt schon der erste Eintrag vom 8. Februar, dass die Befestigung von drei Hufeisen gerade mal 20 Pfennige kostete. Für ein „neues Schloß vor der Stubenthür“ (8. März) vereinnahmte man gerade einmal 2Mk und die Reperatur eines Bügeleisens am 22. Mai, vermerkt als „Pleteisen gebessert“ wurde mit 30 Pfg berechnet.
1903 wurde am 25. Oktober an den Stellmacher Schröder in Beendorf für 130 Mk ein weiteres Fahrrad verkauft und die Laterne kam wieder extra dazu. 1904 kaufte der Colon Kottkamp ein Fahrrad der Marke „Diana 54“ für 130 Mk und der „Wegewärther Eimertenbrinck“ erhielt ebenfalls ein solches Fahrrad. Die erste Mähmaschine verkaufte Becker an den Colon Meier Nr. 4 am 8. Dezember 1905 für 80 Mk.
Im dritten Teil geht um die Entstehung der vermutlich ersten Tankstelle in Oberbauerschaft.
Eure Chronikgruppe:
Christine Honermeyer und Dirk Oermann