Schätze der Chronikgruppe – die „Oberbauerschafter Friedhöfe“
Zum letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem Ewigkeitssonntag oder auch Totensonntag, kommt den Friedhöfen ein besonderer Stellenwert in der Erinnerung an die Verstorbenen zu.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts fanden die Beerdigungen von verstorbenen Oberbauerschaftern in Lübbecke an der Andreaskirche statt. Die erste Erwähnung eines Friedhofs in Lübbecke unmittelbar an der St.-Andreaskirche geht auf das Jahr 1305 zurück. Die Wege zur Kirche und zum Friedhof/Kirchhof nach Lübbecke führten damals über die heute noch umgangssprachlich genannten „Kirchwege“ über den Hilgenstuhl durch das Wiehengebirge – bei Wind und Wetter. Der Begräbnisplatz für die Oberberger Bauerschaft lag im südwestlichen Bereich des Kirchplatzes. Aus einer älteren Beschreibung geht hervor, dass sich auf dem „Kirchhof“ die Grabstätten der bürgerlichen Familien sowie der „bäuerlichen aus dem Oberberger Bereich“ befanden. Änderungen im Bestattungsrecht sowie die verfügbare Fläche ließen Ende des 18. Jahrhunderts keine Beerdigungen bzw. Anlegung von neuen Grabfeldern innerhalb des Stadtkerns mehr zu. Auch erfolgten keine Beisetzungen adeliger Familien mehr in der Kirche selbst.
So wurde 1839 der heutige Lübbecker Friedhof an der Tilkenbreite angelegt. Parallel bekam in diesem Jahr Oberbauerschaft einen Gemeindefriedhof, den heutigen Friedhof in Beendorf. Bei Einträgen im Kirchenbuch – Oberbauerschaft war bis 1970 Teil der Kirchengemeinde Lübbecke – wurde der erste Friedhof in Oberbauerschaft als “Bauerschaftskirchhof” bezeichnet. Wenn ein Oberbauerschafter in Lübbecke bestattet wurde, stand vermerkt “Lübbecke (Oberberger)”. Das rührt daher, dass Oberbauerschaft von Lübbecke aus oftmals als “Oberberger Bauerschaft” bezeichnet wurde. Ein Teil der Niedringhausener Familien bekam bzw. behielt Erbbegräbnisse auf einem eigenen Friedhofsteil, den heute noch bestehenden „Oberbauerschafter Teil“. Träger ist heute ein Verein, früher war es eine „Interessengemeinschaft“.
Das Eingangstor zum „Oberbauerschafter Teil“ auf der Nordseite enthält die Jahreszahl 1878, in dieser Zeit erfolgten Änderungen in der Trägerschaft. 1877 stellte man den Antrag auf einen eigenen Totengräber, da die städtischen Gebühren für eine Beisetzung zu hoch erschienen. Träger wurde dann eine „Interessengemeinschaft“, heute ist es ein eingetragener Verein.
Im westlichen Bereich von Oberbauerschaft an der Dünner Grenze gibt es den Privatfriedhof „Große-Schütte“, der einzige Familienfriedhof im Ortsteil Oberbauerschaft. Erste Überlegungen, auch in Niedringhausen einen eigenen Friedhof anzulegen, gab es 1906. Diese wurden lt. den Protokollen der Gemeinde Oberbauerschaft zu den Akten gelegt. Rd. weitere 20 Jahre später war es wieder ein Thema: auch 1929 entschied man sich gegen die Anlegung eines Friedhofes – dieses hatte zur Folge, dass man 1931 den Beendorfer Friedhof erweiterte und die Wege von Niedringhausen nach Beendorf ausbaute. Zur besseren Erreichbarkeit legte man im südlichen Bereich eine neue Straße an – die heutige „Neue Straße“. Nach dem 2. Weltkrieg wurde – wenn man in die politischen Protokolle schaut – die Anlegung nach wie vor kontrovers diskutiert. Letztlich erfolgte dann die Planung und Umsetzung bis zur Übergabe im Jahre 1956 – so waren 50 Jahre von den ersten Anträgen bis zur ersten Beisetzung vergangen. Der Glockenturm wurde 1974 errichtet; die Einweihung der Friedhofskapelle folgte dann am 1. November 1987.
Die Friedhofskapelle Niedringhausen im Winter …
Eure Chronikgruppe
Christine Honermeyer und Dirk Oermann