Schätze aus der Chronikgruppe: Auszug aus der Schulchronik von 1920
Was beschäftigte Oberbauerschaft vor 100 Jahren ? Wir haben da mal in die Beendorfer Schulchronik geschaut und fangen bei dieser Gelegenheit an, die Einträge nach und nach zu „übersetzen“ und aufzuarbeiten:
1920 – Mit großer Freude werden die Erleichterungen in der Lebensmittelbeschaffung begrüßt, besonders bei den sogenannten kleinen Leuten. Nach wie vor können unsere Landwirte ihre Erzeugnisse gut verkaufen. Die Leute der Städte kommen gerne und holen sich die Lebensmittel trotz der stundenweiten Wege, die sie nach hier zurückzulegen haben. Leider fehlen von 3 Kriegsteilnehmern bisher sichere Nachrichten über Leben und Tod. Die Truppenteile haben sie als „vermisst“ gemeldet. Nachdem unsere Gefangenen jetzt auch aus den feindlichen Ländern zurückgekehrt sind und auch sie keinerlei Auskunft über die Vermissten geben konnten, werden sie wohl zu den Toten gezählt werden müssen. [Es folgt die Übersicht der Gefallenen, um die die Gemeinde trauert] Eine Kriegerehrung, wie sie in manchen Gemeinden hin und her bereits geschaffen ist, steht noch aus. Es ist zwar geplant, ein Kriegerdenkmal zu bauen. Doch ist noch keinerlei Einigung erzielt, wie und wo dasselbe ausgeführt werden soll.
Am 18.10.1920 wurde in öffentlicher Gemeindeversammlung beschlossen, Oberbauerschaft an das Niedersächsische Kraftwerk anzuschließen, um mit Elektrizität versorgt zu sein. Schon vor dem Kriege war ein Vertrag mit dem Kraftwerk, der Nike, abgeschlossen. Der Krieg trat dazwischen. Der Ausbau unterblieb. Da alle Preise jetzt sehr hoch sind, gab es viel Widerspruch. Die Nike zahlt zu dem elektrischen Ortsnetz 50 % der Kosten. Vorgesehen sind 2 Transformatorenstationen und 10 km Niederspannung. Die übrigen 50 % der Kosten zahlt die Gemeinde als verlorenen Zuschuss. Da sich die Besitzer über die Aufbringung der Kosten nicht einigen konnten, dauerten die Verhandlungen bis 1 Uhr nachts. Nach einer Woche schon wurde der Beschluss umgeworfen. Alles drohte zu scheitern. Mehrere Versammlungen verliefen ergebnislos. Bis schließlich der Installateur Mothes eine besondere Verrechnung mitteilte, die dann auch angenommen wurde: 1/3 des Zuschusses leisten alle Stromabnehmer zu gleichen Teilen, 1/3 wird entsprechend der Landgröße aufgebracht, 1/6 tragen die Kraftabnehmer entsprechend Ihrer Motorenstärke und 1/6 schließlich verrechnet sich nach der Zahl der Lampen. Nach diesem Modus wurden dann auch die Anzahlungen geleistet.
Eure Chronikgruppe: Christine Honermeyer und Dirk Oermann