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Schätze aus der Chronikgruppe: Der Hof Hohmeyer Nr. 7 – früher Meyer zu Beendorf

Bei Recherchen in alten Zeitungen sind wir auf zwei interessante Anzeigen über den Hof Hohmeyer, früher Oberbauerschaft Nr. 7 (heute oberer Kastanienweg), gestoßen. Das hat uns dazu bewogen die Geschichte des Hofes näher zu beleuchten.

Am 6. Juni 1914 heißt es in der Überschrift einer Anzeige im Minden-Lübbecker Kreisblatt: „Hofverkauf in Oberbauerschaft“.

Hier erfahren wir, dass der Hofbesitzer Hohmeyer Nr. 7 in Oberbauerschaft beabsichtig umständehalber und zu günstigen Bedingungen seine Besitzung zu verkaufen. Bei dem Hofbesitzer handelt es sich um den 65-jährigen Landwirt Friedrich Hohmeyer. Er ist seit 17 Jahren in zweiter Ehe mit Karoline geborene Klusmeyer aus Blasheim verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und fünf Töchter hervor. Das zweitgeborene Kind Hermann ist 1909 im Alter von sieben Jahren verstorben. So gehören 1914 zur Familie von Friedrich Hohmeyer: der einzige Sohn August (16 Jahre alt), Anna (10 Jahre alt), Lina (8 Jahre alt), Else (6 Jahre alt), Elise (3 Jahre alt) und Paula, die jüngste, acht Monate alt. Die Ehefrau und Mutter Karoline ist 43 Jahre alt. Das „umständehalber“ bezieht sich darauf, dass die Familie plant nach Posen umzusiedeln. Dieses passiert dann auch am 1. August 1914, einen Tag vor Beginn des Ersten Weltkrieges.

Nun aber zurück zur Anzeige, in der folgendes angeboten wird:

Die Besitzung besteht aus etwa 48 Morgen besten Weizen- und Roggenboden, 12 Morgen guten Wiesen (Kuhheu) und 14 Morgen guten Holzbestand. Also aus Feldern, Weiden und Wald. Des Weiteren wird darauf hingewiesen, dass sich die Ackergrundflächen und Wiesen zum größten Teil in einer Fläche direkt am Hofe befinden und daher bequem zu bewirtschaften sind.

An Gebäuden sind vorhanden ein gut erhaltenes Kolonatsgebäude (Fachwerk) mit massivem Anbau und Stallgebäude, eine Scheune, ein Heuerlingshaus und eine große Wagenremise.

Außerdem gibt es noch den Hinweis, dass sich in der Nähe eine Kreisstraße befindet und das dadurch die Möglichkeit gegeben ist, in kurzer Zeit eine Menge Bauplätze zu verkaufen. Weitere Infos sind bei dem Auktionator Carl Kirchhoff in Schnathorst zu erfahren. Die Anzeige erschien auch noch an weiteren Tagen. Ob sich auf die Schnelle kein Käufer fand?

Denn bereits am 16.06. wurde eine weitere Anzeige veröffentlicht: diesmal unter der Überschrift „Großer Mobiliar und Viehverkauf“. Wieder ist es der Auktionator Kirchhoff der erklärt, dass der Hofbesitzer Hohmeyer Nr. 7, diesmal verziehungshalber, folgendes anbietet:

An Tieren:

2 sehr gute schwere Arbeitspferde, 6 gute milchgebende Kühe, einige davon tragend, 5 Bullen bis zu ¾ Jahr alt, 7 tragende Sauen, 2 Sauen mit 6 Wochen alten Ferkeln, 2 größere Stangenschweine, 1 Eber und 40 Hühner

An landwirtschaftlichen Geräten:

1 Jagdwagen, 2 schwere Steinewagen, 2 Ackerwagen, 1 Kastenwagen, 2 Kippkarren, 4 Spann Ernteleitern mit Wagenbrettern, 1 Handwagen, 3 Spann Flechten, 1 fast neuer Sachserpflug, 2 Schwungpflüge, 3 eiserne Eggen, 1 hölzerne Egge, 2 Handdurchhackepflüge, 1 Cultivator, 1 Ringelwalze, 1 Vierschalter, 1 fast neue Sähmaschine, 1 fast neue Mähmaschine, 1 fast neuer Heurechen und Heuwender, 1 Kartoffelerntemaschine, 1 Kartoffelsortiermaschine, 1 Breitdreschmaschine mit Kugellager, 1 Häckselmaschine mit Göpel, 1 Schrotmühle, 1 Häckselmaschine zum Grünschneiden, 1 neue Kornreinigungsmaschine,

An Haushaltsgeräten:

1 fast neuer Webers-Patentbackofen, 1 Kochmaschine

Kochmaschine – fotografiert bei Veteranenfreund Werner Kleffmann

1 Manteltopf, 1 Patentkartoffeldampfer, 1 fast neue Dürrkoppzentrifuge, 1 Butterkarre, 1 Waschmaschine,

Waschmaschine aus der Zeit – fotgrafiert bei Verteranenfreund Werner Kleffmann

2 Backtröge, 2 Mehlkisten, 1 kleiner Ofen,

Sonstiges:

2 Dezimalwagen, 4 Leitern, 1 Strohabschneider, 4 Pferdegeschirre, 1 Jauchefass, 1 Jauchepumpe, 2 Schleifsteine, 2 Feldharken, 2 Webestühle, 1 Hobelbank, 1 Kornwanne, 5 Schweinetröge, 1 Bettstelle, 3 Tische, 1 Posten tannene Dielen, 1 großer Posten Brennholz, etwa 250 Zentner Stroh, 120 Zentner Kuhheu, 30 Zentner Hafer, sowie einen Posten Haus- und Küchengeräten.

Die Interessenten sollen sich am 23. Juni 1914 um 10 Uhr beim Hof Oberbauerschaft Nr. 7 einfinden.

Also gehen wir davon aus, dass es an dem Tag ein reges Treiben in Oberbauerschaft gab. Man stelle sich nur die ganzen Kutschen und Anhänger vor, die kommen mussten, um das Vieh zu transportieren und die Gräte dazu.

Natürlich gibt diese Auflistung auch eine gute Übersicht, was ein großer Hof zu der Zeit alles an Gerätschaften hatte.

Die Familie ist jedenfalls dann umgesiedelt.

Friedrich Hohmeyer war in erste Ehe mit Marie Meyer verheiratet. Maries Mutter Anna Catharine Marie Elisabeth Wellpott (1817-1872) aus Hüllhorst war in erster Ehe mit Albert Henrich Meyer zu Beendorf (1812-1845) verheiratet. Nach seinem Tod heiratete sie Casper Heinrich Meyer (1823-1891) ebenfalls aus Hüllhorst. Das bedeutet, dass die Linie Meyer zu Beendorf ab 1845 nicht mehr fortgesetzt wurde, da die erbende Tochter Marie aus zweiter Ehe war.

Marie und Friedrich gaben sich am 6. Juni 1873 das Ja-Wort. Friedrich stammte vom Hof Nr. 45 (heute Alte Straße) in Niedringhausen. Aus der Ehe gingen insgesamt zehn Kinder hervor. Hierbei gibt es zwei Besonderheiten: Erstens brachte Marie zweimal Zwillinge zur Welt. Einmal am 28. August 1884 und ein weiteres Mal am 9. November 1886. Alle vier Kinder waren männlich. Zweitens erreichte das erste Zwillingspaar das Erwachsenenalter. Für die damalige Zeit ungewöhnlich. Leider fielen später beide dem Ersten Weltkrieg zum Opfer.

Drei weitere Kinder erster Ehe erreichten das Erwachsenenalter: Charlotte (*1880), Luise (*1889) und das jüngste Kind aus erster Ehe Wilhelm (*1892). Eigentlich wäre Wilhelm der Hoferbe gewesen. Warum er ihn 1914 nicht übernehmen durfte ist uns nicht bekannt. Vielleicht weil er damals erst 22 Jahre alt war. Jedenfalls verzog sein Vater, die Stiefmutter und die Halbgeschwister nach Posen. Da sie offensichtlich nachdem Ersten Weltkrieg zurückgekommen sind und den Hof Nr. 7 weiter betrieben haben, ist davon auszugehen, dass er nicht verkauft wurde. Wann genau sie zurückkehrten lässt sich nicht mehr feststellen. Ostern 1920 waren sie aber wieder in Oberbauerschaft, da dann die jüngste Tochter in Beendorf eingeschult wurde und eine andere wurde in Oberbauerschaft konfirmiert.

Der Hof wurde dann noch einige Jahrzehnte weiter bewirtschaftet und ist in den 1970er Jahren abgerissen worden. Das Heuerlingshaus gibt es noch.

Eure Chronikgruppe: Christine Honermeyer und Dirk Oermann

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