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Schätze der Chronikgruppe – 1923 – Schulchronik und die Inflation

1923 erreichte die Geldentwertung einen traurigen Höhepunkt – der Wert des Geldes sank und war immer weniger wert. Bis am 15.11.1923 eine Währungsreform durchgeführt und die sogenannte „Rentenmark“ eingeführt wurde. Besitzer von Sachwerten hatten Glück, aber wer im Laufe des Jahres 1923 seinen Lohn in Form von Geld bekam, musste es sofort gegen Waren eintauschen, denn schon innerhalb weniger Stunden war das Geld schon wieder weniger wert. Und so wurden Geldscheine und Briefmarken mit immer höheren Nennwerten gedruckt und ausgegeben, später wurden vorhandene Geldscheine mit neuen Werten überdruckt. Die hier abgedruckte Reichsbanknote über “Einhunderttausend Mark“ wurde vor einhundert Jahren am 01.02.1923 ausgegeben.

Wenn man mal im Internet recherchiert: Im Frühjahr 1923 kostete ein 500-Gramm-Brot etwa 240 Mark. Zwei Monate später war der Preis bereits auf rd. 1.000 Mark gestiegen, Anfang Oktober waren es dann rd. 7 Millionen. Noch einmal vier Wochen später kostet der Brotlaib 2,8 Milliarden Mark. Man musste sprichwörtlich mit einer Tasche voll Geld zum Bäcker.

Auch die Oberbauerschafter Schulchronik des Jahres 1923 hat das Thema Inflation zum Schwerpunkt – beispielhaft mit den Kosten für den Einbau einer neuen Orgel in der Christuskirche:

Nachdem schon im Vorjahre das Presbyterium der Kirchengemeinde Lübbecke den Bau einer neuen Orgel beschlossen hatte, wurde in diesem Jahr die Orgel aufgestellt. Mit der Ausführung derselben war der Orgelbauer Gustav Steinmann aus Warendorf bei Vlotho beauftragt. Das Werk enthält im 1. Manual 6 Stimmen, im 2. 5 Stimmen und im Pedal 3 Stimmen, außerdem 5 Koppeln. Die Weihe der Orgel fand am 4. März 1923 statt. Verbunden war damit die Enthüllung der Kriegerehrung. Einige Landwirte hatten Eichenholz gestiftet, damit in den Prospekt der Orgel die Tafeln eingesetzt würden. Landrat von Borries, Lübbecke, hielt die Gedächtnisrede für die Gefallenen. Der Bau der Orgel sollte anfänglich 110.000 M erfordern. Durch die immer mehr fortschreitende Geldentwertung mussten insgesamt 5 Millionen Papiermark gezahlt werden.

Mit unseren Zahlungsmitteln sah es im vergangenen Jahr überhaupt schlimm aus. Eine Goldmark wurde im November mit 1 Billion Papiermark aufgewogen. Es entstand deshalb ein regelrechter Tauschhandel. Schlimm war der daran, der nichts zu tauschen hatte. Endlich kam die Rentenmark und brachte sichere Geldverhältnisse. Viel ist verloren. Was aus Sparguthaben, Kriegsanleihen und Hypotheken wird, weiß kein Mensch zu sagen.

Eure Chronikgruppe

Christine Honermeyer und Dirk Oermann

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