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Schätze aus der Chronikgruppe: Der „Köpperplatz“ und die „Femelinde“

1977 wurden im Gemeindegebiet die heutigen Straßennamen festgelegt und dabei oftmals historische Bezüge berücksichtigt.

Welchen historischen Bezug hat die Straße „Am Köpperplatz“ ?

Die Straße „Am Köpperplatz“ verläuft parallel zum nördlichen Teil der Niedringhausener Straße bis „Horst’s Höhe“ und war bis in die 1850-er Jahre, vor dem Bau der „Herforder Chaussee“ (der heutigen B239), der einzige Verbindungsweg zwischen Oberbauerschaft und Lübbecke.

Bei der Spurensuche in alten – und auch aktuellen – Übersichtskarten finden wir in diesem Bereich die Bezeichnungen „Köpperplatz“ und „Galgenhügel“.  Ältere Überlieferungen und Berichte geben Hinweise auf eine Richtstätte des damaligen Amtes Reineberg, dessen Verwaltungsmittelpunkt die rd. 1 km nördlich gelegene und im Jahre 1723 abgebrochene Reineburg war. Am „Köpperplatz“ selbst soll eine Gerichts- oder Femelinde gestanden haben.

Dieser Bereich trägt aber auch den Namen „Abschiedsplatz“ oder „Abschiedshügel“. Hintergrund: Oberbauerschaft hat erst seit 1899 eine eigene Kirche. Bis zu diesem Zeitpunkt fanden Gottesdienste in der Lübbecker Andreaskirche statt. Während die Beendorfer Gottesdienstbesucher und Konfirmanden bis zu diesem Zeitpunkt den Alten bzw. Neuen Kirchweg durch das Wiehengebirge nutzten, gingen die Niedringhausener Einwohner über den Köpperplatz zur Lübbecker Andreaskirche und zurück.

So war es Tradition, dass die Konfirmanden am Tage ihrer Konfirmation von Lübbecker Familien bis zum „Köpperplatz“ begleitet und dann mit einer Andacht verabschiedet wurden, letztmalig im Jahre 1902. An diesem Tag wurde im Rahmen einer Ansprache gemeinsam mit dem damaligen Pastor Georg Priester zur Erinnerung an die letzte Verabschiedung der Konfirmanden eine Linde gepflanzt. Als Standort wurde der überlieferte Platz gewählt, wo in früheren Zeiten die Femelinde gestanden haben soll. Die im Jahre 1902 gepflanzte Linde ist jedoch inzwischen – nachdem das Grundstück, welches zuvor der politischen Gemeinde Oberbauerschaft gehörte und in den 1950-er Jahren an privat verkauft worden war – leider gefällt worden.

Auf dem Foto, das Teil einer Mehrbildpostkarte von Oberbauerschaft aus den 1950-er Jahren war, ist diese Femelinde noch zu sehen.

Im Mai 1953 schrieben die örtlichen Tageszeitungen: „Ein Fund von historischer Bedeutung“: bei Erdarbeiten in unmittelbarer Nähe des früheren „Abschiedsplatzes“ stieß man rd. 45 cm unter der Grasnarbe auf eine Grabstätte mit einem teilweise erhaltenen Eichensarg. Da man diesen Fund mit der überlieferten Richtstätte in Verbindung brachte, wurden die zuständigen Behörden benachrichtigt. Der mit dem Heimatverein Oberbauerschaft befreundete Altertums- und Heimatforscher Professor Langewiesche aus Bünde untersuchte die Fundstelle und schätzte das Alter des Sarges auf rd. 500 Jahre. Einige der erhaltenen Bretter sowie Sargnägel wurden dann dem Heimatmuseum Lübbecke übergeben.  Ob hier tatsächlich, wie mündlich überliefert, im Jahre 1808 noch eine Hinrichtung stattgefunden hat, lässt sich nicht belegen.

Eure Chronikgruppe: Christine Honermeyer und Dirk Oermann

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