Skip to content Skip to main navigation Skip to footer

Schätze aus der Chronikgruppe: Lehrer Theodor Pohlmeyer

In einem Bericht aus der Zeitung vom 19.August 1895 wird folgendes berichtet:

„Am 1. November wird die hiesige erste Lehrer- und Kantorstelle erledigt. Der bisherige Lehrer Pohlmeyer feiert dann sein 50-jähriges Dienstjubiläum, und legt zugleich mit diesem Tage sein Amt, dass er über 40 Jahre in der Oberbauerschaft verwaltet, nieder. Im übrigen körperlich noch ganz gesund, hat sich bei ihm seit einem Jahre ein schweres, unheilbares Augenleiden eingestellt. In der Gemeinde Oberbauerschaft lässt er freundliches Andenken zurück. Er war ein braver, rechtschaffender und gottesfürchtiger Mann. Auch vielen Kranken hat er Trost und Gottes Wort gebracht. Mit ihm scheidet wieder einer der alten Lehrer unserer Gegend aus seinem Amt. Hoffentlich gelingt es nun dem Schulvorstand und Presbyterium bald einen geeigneten Mann der königlichen Regierung vorzuschlagen. Die Stelle ist eine in jeder Beziehung recht gute, sowohl ihrer Lage, als auch ihrem Gehalte nach. Die Lehrerwohnung ist erst vor einigen Jahren gebaut. Das Land ist gut gelegen und fruchtbar und was für ein Lehrer auch die Hauptsache ist, so sind die Leute in der Oberbauerschaft leicht zu behandeln. Es ist eine noch unverdorbene Gemeinde in der ein Lehrer wenig oder gar keine Schwierigkeiten hat. Etwaige Meldungen wären zu richten an den königlichen Kreisschulinspektor Pastor Priester in Lübbecke.“

THEODOR Ludwig Pohlmeyer, Rufname Theodor, erblickte am 9. November 1823 in Gehlenbeck das Licht der Welt. Sowohl sein Vater als auch sein Großvater waren über einen längeren Zeitraum als Geometer, also Landvermesser, im Kreis Lübbecke tätig und der Großvater war auch von 1800 bis 1817 Lehrer und Küster in Gehlenbeck. Sein Vater sowie auch sein Onkel hatten auch eine kaufmännische Ausbildung. Theodor hingegen erlernte den Beruf des Lehrers und scheint die Ausbildung 1845 im Alter von 22 Jahren abgeschlossen zu haben. Im Jahre 1851 nämlich am 25. April ehelichte er Emilie MATHILDE Schloemann, die Tochter des Kantors im Kirchspiel Hüllhorst. Zunächst wohnte das jungvermählte Paar mit bei den Schwiegereltern im Kantorhaus in Hüllhorst. Dort wurde 1852 der erste Sohn Eduard geboren. Den nächsten Hinweis gibt uns die Geburt eines Sohnes am 25. Januar 1855 im Küsterhaus in Levern. Damals gehörten oft die Lehrer und Küster- oder Kantorstellen zusammen. 1858 dann der Wechsel nach Oberbauerschaft. Hier wird der jüngste Sohn HERMANN Louis 1859 geboren.

Als Pohlmeyer seine Stelle antritt existiert nur die alte Schule mit Kapelle und Glocke von 1698. Diese befand sich südlich unserer heutigen Kirche. Während seiner Amtszeit wurde 1875 und 1888 neue Schulgebäude errichtet. Ebenso Lehrerwohnungen. Pohlmeyer hatte aber außerhalb seiner Lehrertätigkeit noch andere Aufgaben. So berichtet er dem Amtmann Neumann in Hüllhorst auf Anfrage am 27. Dezember 1888 folgendes:

„Verpflichtet bin ich zu kirchlichen Diensten nur insofern, als dem 1. Lehrer das Leichensingen und Geläut hierzu übertragen ist, wofür der Stellenetat M 46,00 festgesetzt (Stellenetat vom 11/2 1875 Kolonne 17). Daneben habe ich täglich dreimal die Betglocke ziehen und des Sonn- und Festtags durch ein kurzes Geläute an dem Abend vorher und am Morgen einläuten lassen. Eine Vergütung ist hierfür bis jetzt nicht gewehrt vielmehr sind diese Geschäfte freiwillig ausgeführt. Ebenso beruht, dass von mir bisher übernommene Versingen bei den Betstunden welche in den letzten Jahren ziemlich regelmäßig alle 14 Tage von dem geistlichen der Kirchengemeinde am Sonntagnachmittag abgehalten, dies jährige 2malige bedecken des Abendmahlstisches und Pultes mit meinen weißen Tüchern und das Geläute zu beiden kirchlichen Feiern auf keinerlei Verpflichtung, da ich hierbei nur einem besonderen Wunsche des Herrn Pfarrer Priester zu Lübbecke nachgekommen bin. Ergebenst Pohlmeyer, Lehrer.“

Zunächst beschäftigt sich die Gemeindeversammlung im März 1889 mit einer weiteren Vergütung für die kirchlichen Dienste des Lehrers. Die Versammlung beschließt in dieser Sache keine Festsetzungen zu treffen.

Im April und Mai beschließt dann das Presbyterium, dass der 1. Lehrer 15 Mark jährlich für seine kirchlichen Dienst erhält, die folgendes beinhalten:

  • Das Ziehen der Betglocke
  • Die Abhaltung von Betstunden an allen Sonntagnachmittagen im Sommerhalbjahr
  • Die Unterstützung des Pfarrers bei den Abendmahlsfeiern in Oberbauerschaft

Über das gesamte Gehalt des Ersten Lehrers ist nichts bekannt. Bereits 1872 bekam Pohlmeyer einen Kollegen, da die Einwohnerzahl und damit auch die Schülerzahl von Jahr zu Jahr anstieg. Es war dann der sogenannte zweite Lehrer. Bereits 1888 wurde ein dritter Lehrer angestellt.

Nachdem er 37 Jahre in Oberbauerschaft als sogenannter Erster Lehrer gearbeitet hatte, also aus heutiger Sicht in leitender Position war, ging er in den Ruhestand. In der Schulchronik wird folgendes berichtet: „Bis zum 01.11.1895 wurde die 1. Stelle von dem schon erwähnten Lehrer Pohlmeier verwaltet. Er hat hier auch in Segen gewirkt und er steht bei der Gemeinde in einem guten Ansehen. Bei seiner Pensionierung war er dem Erblinden nah. Er zog mit seiner Gemahlin nach Todtenhausen bei Minden zu einem seiner Söhne, der hier als Lehrer angestellt war.“

Zwei seiner Söhne hatten ebenfalls den Beruf des Lehrers gewählt. Ein anderer Sohn war Bürogehilfe gewesen, aber im Alter von 23 Jahren verstorben. Seine Ehefrau Mathilde Pohlmeyer verlässt die Welt am 8. Oktober 1902 in Todtenhausen. Ihr Mann folgt ihr am 7. März 1905 im Alter von 81 Jahren.

Theodor Pohlmeyer hat sich durch sein Wirken in Oberbauerschaft über fast vier Jahrzehnte im 19. Jahrhundert verdient gemacht, daher sollte an ihn erinnert werden.

Eure Chronikgruppe: Christine Honermeyer und Dirk Oermann

(Postkarte von Oberbauerschaft aus der Sammlung der Chronikgruppe)

Zurück zum Anfang