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Schätze der Chronikgruppe – der Abend des „15. Dezember 1947“

15. Dezember 1947: unter diesem Datum existiert ein Protokoll und somit eines der ältesten Dokumente in den historischen Beständen des Heimatverein Oberbauerschaft über die Gründung der Laienspielgemeinschaft Oberbauerschaft, dem späteren Heimatverein Oberbauerschaft – und somit auch dem Beginn der Geschichte der Freilichtbühne Kahle Wart.

Die Wurzeln dieser Gründung liegen jedoch schon weit zurück bis in die Zeit gleich nach dem 1. Weltkrieg. Schon damals fanden Volkstanznachmittage statt, an denen gesungen und Blockflöte gespielt wurde. Eine erste Laienspiel-Aufführung fand in der Scheune des Bauern Lenz statt, später auch Aufführungen in der Gastwirtschaft Sölter auf Horst‘s Höhe. Nachdem man sich in den Jahren 1935 eine kleine Innenbühne angeschafft hatte, spielte man nur noch plattdeutsche Stücke. Auch das inzwischen zur Tradition gewordene Erntefest wurde bereits ab 1934 gefeiert.

Sofort nach dem 2. Weltkrieg wurde der Gedanke des dörflichen Laienspiels von Heinrich Tödtmann wieder aufgegriffen und führte zur Gründung des Vereins.

Auszug aus dem Protokoll vom 15. Dezember 1947:

„Die ersten Spieler und somit die Gründer der Laienspielgemeinschaft Oberbauerschaft waren: Walter Eimertenbrink, Werner Sundermeier, Marianne Hagemeier, Wilhelm Hahn, Erwin Henseler, Heinz Becker, Heinz Sträter, Anneliese Lenz, Ewald Stallmann, Karl-Ernst Heidkamp. Ferner die Kapelle unter der Leitung von Wilhelm Rullkötter. Unterstützt wurde diese kleine Gruppe von Heinrich Tödtmann. Als erstes Stück wurde „Krach um Jolanthe“ eingeübt. Dieses Stück gelangte bei dem Bauern Ernst Lübbert, Beendorf, zur Aufführung. In Niedringhausen wurde es auf der Deele des Bauern Stallmann aufgeführt. Das sich nun viele Interessenten meldeten, entschloss man sich, die Laienspielgemeinschaft ins Leben zu rufen.“

Geübt wurde in einer Stube von Lenz und in der Milchkammer bei Bauer Sundermeier. Erster Souffleur war Wilhelm Sundermeier. Als Vorsitzende und Spielleiterin gewann man Frau Dorothea Prinzessin zur Lippe-Weißenfeld, die als Ostvertriebene nach Oberbauerschaft gekommen war. Stellvertretender Vorsitzender wurde Heinrich Tödtmann, Geschäftsführer Wilhelm Hahn, Kassierer Wilhelm Heuer. Gleichzeitig wurde auch eine Volkstanzgruppe ins Leben gerufen, die ebenso wie die Dorfkapelle zur Ausgestaltung der Aufführungen beitrug. Im Jahre 1948 kam noch eine Blockflötengruppe hinzu.

Am Nachmittag eines Januartages des Jahre 1948 versammelte sich auf der Bergkuppe der Kahle Wart eine Gruppe Menschen: der damalige Oberkreisdirektor (später: Regierungspräsident und Ehrenmitglied des Heimatvereins) Dr. Gustav Galle, Kreisheimatpfleger Gustav Meyer, Amtsdirektor Dr. Heuvemann, Hauptlehrer Kößmeier, Frau Prinzessin zur Lippe-Weißenfeld, Heinrich Tödtmann und Werner Sundermeier. Es ging darum, an der Stelle, von der man einen weiten Blick in das Minden-Ravensberger Land hatte, eine Freilichtbühne zu schaffen, die dem plattdeutschen Laienspiel und dadurch der Kulturpflege und nicht zuletzt der Dorfgemeinschaft dienen sollte. Der Plan wurde Wirklichkeit. Landwirt Karl Vogelsmeier, dem der östliche Teil des zukünftigen Bühnengeländes gehörte, stelle sein Grundstück ebenso bereit wie die Waldgenossenschaft unter ihrem Vorsitzenden Ernst Lübbert, auf die sich der westliche Teil des Geländes aufteilte. Inzwischen steht das Gelände der Freilichtbühne im Eigentum der Gemeinde Hüllhorst, die es dem Heimatverein unentgeltlich zur Verfügung stellt.

Man ging unverzüglich ans Werk. Schon im Februar 1948 wurde der erste Spatenstich getan. Mit dem für Oberbauerschaft sprichwörtlich gewordenen Gemeinschaftsgeist regten sich in vielen freiwilligen Einsätzen die Hände; für die schwere, mit Hand und Spaten nicht zu bewältigende Arbeit wurde ein Unternehmer beauftragt. So wuchs das Werk schnell, zumal es an materieller Hilfe aus dem Dorf und der Umgebung nicht fehlte. Erinnert sei daran, dass der Bauer Holzmeier Nr. 2 den gesamten Bedarf an Holz für Bänke, Bühnenaufbauten etc. zur Verfügung stellte. Bauer Heinrich Möhle aus Büttendorf unterstütze mit Naturalien, was in der damaligen Zeit mit barem Geld gleichzusetzen war.

Schon am 6. Juni 1948 konnte die Freilichtbühne im Beisein der Dorfbevölkerung unter Mitwirkung der Schulen Beendorf und Niedringhausen, der Dorfkapelle, der Volkstanz- und der Blockflötengruppe ihrer Bestimmung übergeben werden.

Text: auf der Basis der Chronik „75 Jahre Heimatverein Oberbauerschaft“
Foto aus den Gründerjahren der Freilichtbühne / Postkartensammlung Dirk Oermann

Eure Chronikgruppe

Christine Honermeyer und Dirk Oermann

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