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Schätze der Chronikgruppe – Hof Bartelmeyer Teil 2 – Der Hof Nr. 24 in der Oberbauerschafter Geschichte

Der Bericht am 19.02.2022 fand – vielleicht auch aufgrund der Aktualität im Zusammenhang mit dem Abbruch des Fachwerkhauses von 1798 sowie seiner zentralen Lage – viel Reaktionen und Zuspruch, so dass wir uns noch einmal näher der Geschichte des Hofes von „Kurven-Willi“ zugewandt haben.

Diese lässt sich derzeit zumindest bis 1646 zurückverfolgen; der Hof ist jedoch älter – allerdings lässt er sich aus ältesten Höfeverzeichnissen der Region, u.a. den „Hühnerregistern des Klosters Quernheim“ der Jahre 1515 – 1553, im Gegensatz zu anderen Höfen nicht zuordnen.

Dieser Hof hatte bezüglich seiner Grundherrschaft damals eine Besonderheit: Der überwiegende Teil der bäuerlichen Bevölkerung des Amtes Reineberg war im Jahre 1646, wie fast alle 35 verzeichneten Höfe in Oberbauerschaft, dem Stift Quernheim eigenbehörig; einzig der Hof Bartelmeyer zählte zum Gut Groß Eikel. Die eigenbehörigen Bauern waren Besitzer der Höfe, aber nicht deren Eigentümer.

1646 wird der Hof im Urbarium des Amtes Reineberg, einem damaligen Höfe- und Abgabenregister, u.a. wie folgt erwähnt:

Jacob Bartelmeyer, ein Viertelhof, gehört an großen Eikele eigen. Muss dorthin ein um die andere Woche mit dem vollen Spann dienen, gibt zwey Rauchhühner (Anm.: je bewohnte Stätte, von der Rauch ausging), 1 Mastschwein (Anm.: Fütterung bis zur Schlachtreife), 12 Scheffel Lübb. Maße Roggen, 24 Scheffel Lübb. Maße Hafer. Gibt nach Quernheim 3 Scheffel Roggen, 3 Scheffel Gerste und 6 Scheffel Hafer Herforder Maße Saatzehnten, ferner 1 Mahldienst und den vollen Fleischzehnten. Nach Lübbecke, wegen eines Ortes in der Wiese, 6 Groschen Markzinsen. Dem Pastor gebühren Opfergeld, ¼ Scheffel Roggen, ½ Tag zum Pflügen und ½ Fuder Holz fahren. Der Küster erhält 1 Brot, Mettwurst und Flachs zum Glockenstrang.  

Neben 7 weiteren Höfen hatte der Hof Bartelmeyer seinen Holzschlag im Struckberge; hier mussten sie sich „von den Lubbekern“ ausweisen lassen. „Die Hude und Weidegerechtigkeit haben sie uffr Marck, jeglicher seines Ohrtes mit den Nachbahrn gemein“. Hierfür wird von diesen Höfen „der Zehende vom Lande anß Stift Quernheim gezogen“.

Kurios ist, dass die ursprüngliche Hofbezeichnung „Bartelmeyer“ wie zuletzt identisch war, aber zwischenzeitlich oft in veränderter Form erwähnt wurde. So war 1682 die Bezeichnung unter laufender Nr. 24: „Jacob Barthel Meyer“.

Foto eines Eintrages von 1682 (Staatsarchiv Detmold)

Aus dem Kataster von 1682 geht hervor, dass inzwischen sein Sohn Herman, 36 Jahre alt, den Hof übernommen hatte (Jacob Barthel Meyer itzo Herman). Dass er den Hof nicht alleine bewirtschaften konnte, geht auch den dort erwähnten Abgabeverpflichtungen hervor:

An den Hause Eyckel dem Herrn von Hannxleden eigen. Ist 36 Jahre alt, hat 36 Scheffelsaat Land, 2 Pferde, 2 Kühe, 1 Kalb, 1 Schwein. Tut ans Ambt Burg Vesten und Landfolge. Nach Eickel an den Herrn von Hannxleden gibt er Weinkauf (Anm.: Anerkennungsgebühr bei Besitzerwechsel) und Sterbfall (Anm.: Auslösung der Hälfte des beweglichen Nachlasses), 12 Scheffel Roggen, 24 Scheffel Hafer, 2 Hühner als Pacht. Dienet alle 14 Tage mit 4 Pferden oder gibt dafür jährlich 6 Taler. Gibt 1 Mahlschwein (Anm.:  Mastschwein) oder 2 Taler. Tut 3 Sensendienste, noch 1 Ernte- und Heudienst, hält 4 Personen Flachs zu reinigen, Überdies hält er 1 Person Hopfen zu pflücken, 1 Person stets Winters eisen muss, 2 Personen Flachs zu roden, 1 Person Flachs zu riffeln. Spinnt 5 Pfund Hanf oder Flachs und gibt dahin 2 Hühner. An Stift Quernheim den völligen Land- und Blutzehnten. Nach Lübbecke gibt er 6 Groschen Markzins und 1 Groschen Holzungsgeld. Dem Priester 1 Viertel Roggen, 3 Groschen Opfer. Fährt ½ Fuder Holz und pflügt 1 Tag mit dem halben Spanne. Dem Küster gibt er 1 Brot und 1 Mettwurst auch Flachs nach Belieben.

Hier erkennt man einen Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Tätigkeit, die nach den Einträgen der Oberbauerschafter Höfe wohl einzigartig war und überwiegend in Verbindung mit Flachs und seiner Verarbeitung stand.

Im Visitationsregister des Amtes Reineberg von 1717 wurde die „Hofstette in der Oberbauerschaft“ mit dem Namen „Anthon Jürgen Barthold Meyer“ geführt. In einem Viehregister von 1744 hat der Hof von „Anthon Jurgen Bartelmeyer“ 3 Pferde, 2 Kühe, 2 Rinder und 2 Schweine. 1752 trug der Hof den Namen „Hermann Bartelmeyer“. Vieles deutet darauf hin, dass dieses der Großvater der Hoferbin Margretha Ilsabein Bartelmeyers war, die 1798 gemeinsam mit ihrem Mann Fryderich Wylhelm Koling von den großen Vorwerk das Fachwerkgebäude, welches 2022 abgerissen wurde, errichten lies.

Auch vor rd. 75 Jahren gab es eine weitere Besonderheit. Nach mündlichen Überlieferungen wurde in einem Nebengebäude des Hofes eine so genannte „Klitschfabrik“ betrieben. Im damaligen Gebiet des Amtes Hüllhorst gab es einige solcher Einrichtungen, in der Zuckerrübensirup – auch Klitsch genannt – , überwiegend für den Eigenbedarf der Bevölkerung, hergestellt wurde.

Hier würde sich die Chronikgruppe freuen, wenn uns weitere Informationen – ebenso wie ergänzendes Bildmaterial zum Hof und Oberbauerschaft allgemein – zur Verfügung gestellt werden könnten – christine-forscht@web.de oder dirk.oermann@oberbauerschaft.de

Die damalige Hausnummer „Oberbauerschaft 24“ bliebt bis 1975 bestehen; der Hof bekam dann bei der Einführung der Straßennamen die Bezeichnung „Oberbauerschafter Str. 135“.

Eure Chronikgruppe

Christine Honermeyer und Dirk Oermann

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