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Schätze der Chronikgruppe: Nebenschule Oberbauerschaft

Bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts besuchten die Schüler etwa 7 Jahre lang bzw. bis ca. zum 14. Lebensjahr die örtliche Schule, wurden zu Ostern entlassen, konfirmiert und begannen danach eine Ausbildung, starteten ins Arbeitsleben oder besuchten in wenigen Fällen eine weiterführende Schule.

In etwa des Standortes der heutigen Christuskirche Oberbauerschaft (Grundsteinlegung 1898 – vor 125 Jahren) befand sich die „Oberbauerschafts-Schule“, die an anderer Stelle auch als „Oberberger Schule“ bezeichnet wurde.  Es handelte sich um einen Fachwerkbau, in dem sich neben dem Unterrichtsraum auch die Wohnung des „Schulmeisters“ – also dem seinerzeitigen Lehrer – befand. Das „Lehr Zimmer“ war 17 Fuß lang, 12 Fuß breit und 8 Fuß hoch (Maßeinheit Fuß seinerzeit ca. 32 cm – somit 5,44 m x 3,84 m bzw. 2,56 m hoch) – . Hinweise zum Standort des Gebäudes im Kurvenbereich der heutigen Oberbauerschafter Straße/Bünder Straße gibt uns derzeit nur ein Auszug aus dem Urkataster von 1826:

Die örtliche Schule war bis dahin in Lübbecke und wurde nicht unbedingt von allen Kindern des Dorfes besucht. Wie ebenfalls aus älteren Unterlagen hervorgeht, wurden auf manchen Höfen (Bereich Allingdorf oder Hof Sieker Nr. 52) Kinder unterrichtet, bis Mitte des 18. Jahrhunderts ein erstes Schulgebäude in Beendorf – als Nebenschule von Lübbecke – gebaut wurde. Die Kinder aus dem Bereich Niedringhausen wurden weiterhin in Lübbecke unterrichtet. Eine Unterrichtspflicht gab es in dieser Region seit 1717, eine allgemeine Schulpflicht wurde erst 1918 eingeführt.

Zur Geschichte der Oberbauerschafter Schullandschaft und der „Schule zu Beendorff“ werfen wir einen Blick in den Schulbericht des Jahres 1787 – teils in damaliger Schreibweise:

Zur Entfernung nach Lübbecke und der Größe des Ortes wird berichtet: die Oberbauerschafts-Schule ist von der Lübbecker 1 1/4  Stunde entfernt. Die Schule liegt beinahe in der Mitte der Bauerschaft, weil aber der Schulweg an manchen Orten sumpfig und schlecht ist, haben die am weitesten entfernten Kinder wohl eine Stunde zu gehen. Der Schuldistrict ist beinahe 1 1/2 Stunden  lang und besteht aus einer Bauerschaft mit 81 Hauptnummern, aus 2 dieser Häuser werden die Kinder aber schon seit langer Zeit in die Schule nach Dünne geschickt.

Die Einschulung der Kinder in Beendorf richtete sich nach ihrem Alter und der Entfernung der Wohnung zur Schule: „Die welche der Schule am nächsten sind, kommen mit 6 oder 7 Jahren. Die entferntesten mit 8 Jahren. Die Eltern melden sich sodann beym Schulmeister.“ Die Kinder blieben bis zu ihrer „Confirmation“ in der Oberbauerschafts-Schule.  Der Oberberger Schulmeister hat seine Schüler nach „Kentnißen in 2 Klaßen getheilet“. Die Anzahl der Schüler war 1787 insgesamt 79, in der ersten 61 und in der zwoten 18. Als Bücher wurden in der Regel „Luthers großer und kleiner Katechismus und die Bibel nebst „Gesang Buche“ gebraucht. Sonntag nachmittags war Betstunde im Schulgebäude. In den Monaten vor der „Confirmation“ mussten die Konfirmanden dreimal  wöchentlich den Konfirmandenunterricht in Lübbecke besuchen.

Die Schulaufsicht erfolgte durch den Prediger der Kirche Lübbecke, der die Oberberger Schule mehrmals jährlich besuchte – aber nicht zu bestimmten Zeiten, sondern „zu Zeiten, die sowenig der Lehrer als die Lernenden wißen“. Jährlich wurde ein „öffentliches Examen angestellt – gemeiniglich in der Pfingstzeit, weil dann die Eingeseßenen der Oberbauerschaft mit der Bestellung ihrer Gärten und Felder gemeiniglich fertig zu sein pflegen: also dadurch sowenig als durch die schlechte Witterung abgehalten werden, die Prüfung ihrer Kinder beyzuwohnen“.

Der Schulmeister wohnte im Schulhause und „informierte“ täglich 5 Stunden, „nemlich“ vormittags 3 und nachmittags 2 Stunden, im Sommer wie im Winter. In der Erntezeit waren 6 Wochen Schulferien, in der Zeit die Eltern „ihre Kinder theils auf dem Felde theils zu Hause gebrauchen müßen“.   Die „Bau und Beßerungskosten“ wurden von der Ober Bauerschaft getragen. Kleine Reparaturen wurden aus dem Schulgelde bestritten. Verwalter war der Vorsteher der Oberberger Schule und Armen, Rudolph Henrich Hillmar Heidkamp, der die Schul- und Armenrechnung führte. Wesentliche Einnahmen waren neben dem Schulgeld u.a. Zinsen und Holzverkäufe aus dem „Pastorenholz“, einer Waldfläche im Wiehengebirge. So wurde nach einer Abkündigung in der Lübbecker Kirche im Jahre 1791 bekannt gemacht, dass vor Ort 10 Fuder Holz im „Pastoren-Holze“ zur Unterstützung der Reparatur an der Beendorfer Schule meistbietend verkauft werden. Bei der Auktion wurden von Lübbecker Seite die beiden Schützenmeister hinzugezogen.

Sogenannter „Patron“ der Oberberger Schule war der Königliche Beamte zum Reineberge, der den Schulmeister „präsentieret“. Zum Zeitpunkt des Berichtes (1787) war Albert Henrich Thies Oberberger Schullehrer. Er „hat nicht akademisch studieret, ist eine zeitlang Bedienter bey einer Herrschaft gewesen und vom Hochlöblichen Consistorio in Minden examiniert.

1878 wurde, mit Erweiterung eines zweiten Gebäudes im Jahre 1888, die Volksschule Beendorf gebaut.

Auf dem Foto: Kinder vor der Volksschule Beendorf, der Stein über der Tür steht heute am Eingang der Grundschule

Die Volksschule Niedringhausen wurde 1893 errichtet, in der fortan die Kinder aus Niedringhausen und Oberhöfen unterrichtet wurden. An der Stelle der Oberberger Schule wurde dann 1898/1899 die Christuskirche erbaut.

Beide Schulen existierten, bis am 13.12.1968 nach langjährigem Schulstreit der Ortsteile Beendorf und Niedringhausen, die neue Zentralschule – die heutigen Grundschule Oberbauerschaft – eingeweiht wurde. Der Standort der Volksschule Beendorf ist inzwischen der Parkplatz von Christuskirche und Gemeindehaus geworden. Die Volksschule Niedringhausen wurde 1972 zu einem Dorfgemeinschaftshaus umgebaut.

Eure Chronikgruppe

Christine Honermeyer und Dirk Oermann

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